November 2025

Sergio lesend mit einem Laptop im Bett in seinem Loft in Madrid

Kapitel 25 – Sie ist zurück

Vorspann

Sergio, irgendwo in Portugal, mitten in der Nacht. Ein Bildschirm leuchtet. Ein Satz trifft. Und plötzlich ist alles wieder da.

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Sergios Entdeckung

Es war spät in der Nacht, als Sergio durch seinen Feed scrollte. Die Welt draußen schlief, aber in ihm rumorte etwas – eine Unruhe, die selbst in der Dunkelheit nicht zur Ruhe kam. Er hatte sich wieder auf Reisen begeben, war durch Portugal gewandert, hatte in kleinen Herbergen übernachtet, Dörfer fotografiert, Gassen beschrieben, Geschichten gesammelt. Doch mit jedem Schritt, mit jeder neuen Stadt, wurde das Gefühl von Bewegung mehr zur Ausrede; ein scheinbares Vorwärts, das ihn nur im Kreis führte. Die Erinnerung an Isabella, an das, was unausgesprochen zwischen ihnen geblieben war, ließ ihn nicht los. Immer wieder fragte er sich, ob er durch das ständige Weiterziehen dem eigentlichen Problem entkommen wollte – oder ob er einfach nicht wusste, wie man ankommt. In jener Nacht lag ein Gedanke schwer auf seinem Herzen: Vielleicht war es nicht der Weg, der ihm fehlte, sondern der Mut, stehenzubleiben und sich dem eigenen Schweigen zu stellen.

Dann hielt er inne.

Er saß am Fenster, den Laptop auf den Knien, die Nacht draußen still und schwer, als er zögernd die Seite aufrief. Ein Link. Ein Beitrag. Der Titel: „Rückkehr in das Schweigen“. Die Seite kannte er – Isabellas Blog. Er hatte ihn seit Monaten nicht mehr besucht. Vielleicht, weil er Angst davor hatte, sich in ihren Worten zu verlieren. Oder weil er wusste, dass sie inzwischen ohne ihn weiterging. Ihr letzter gemeinsamer Abend, als sie schweigend durch die engen Gassen liefen und ihre Hände sich nur kurz berührten, flackerte in seinen Gedanken auf. Damals hatte er gehofft, dass sie bleiben würde, obwohl er sich nicht traute, es auszusprechen. Nun fühlte er das alte Ziehen in der Brust – ein Gemisch aus Sehnsucht und Bedauern, das ihn immer wieder zu ihren Zeilen zurückzog, selbst wenn er wusste, dass ihre Welt nun eine andere war als seine.

Er klickte.

Der erste Satz traf ihn wie ein Stich:
„Ich habe den Ort wiedergefunden. Nicht auf der Landkarte – sondern in mir.“

Er las. Langsam, konzentriert. Eine KI übersetze den Text. Sie beschrieb ihre Ankunft, die kleinen Dinge – das Sonnenlicht, das durch die Bäume fiel, die Frau mit dem krummen Rücken am Marktplatz, den Geruch des Regens auf altem Stein. Nichts Spektakuläres. Aber echt. So echt, dass es ihn fast körperlich traf.

Und dann sah er es: Ein Bild. Unverkennbar. Der Waldweg. Der neblige Pfad, den er als Kind mit seinem Großvater gegangen war. Den er fotografiert, beschrieben, immer wieder aufgerufen hatte – als Erinnerung, als Sehnsuchtsort. Jetzt stand sie dort. Im gleichen Licht. Im gleichen Moment.

Ein Teil von ihm fühlte sich ertappt. Ein anderer – tief, ruhig, ehrlich – fühlte sich gesehen.

Er schloss den Laptop. Lehnte sich zurück. Und sagte leise in die Dunkelheit:

„Sie ist zurück.“

Sergio saß noch lange da, nachdem der Bildschirm dunkel geworden war. Die Stille legte sich wie ein schwerer Mantel um ihn, und die Worte aus Isabellas Beitrag hallten in ihm nach wie ein Echo aus einem tiefen Raum. Vor seinem inneren Auge tauchten Erinnerungen auf: Wie Isabella früher an sich gezweifelt hatte, unsicher und suchend. Jetzt aber klangen ihre Zeilen so ruhig und klar, fast unerschütterlich. Das machte es ihm besonders schwer – sie war nicht zu ihm zurückgekehrt, sondern zu sich selbst. Und gerade dieses neue, sichere Leuchten in ihren Worten ließ ihn spüren, wie weit sie von ihm entfernt war.

Er ging in der Küche auf und ab. Öffnete den Kühlschrank, schloss ihn wieder. Setzte sich, stand wieder auf. Wie oft hatte er sich eingeredet, dass es besser war, sie gehen zu lassen? Dass sie ihn sonst irgendwann verlassen würde – so wie andere vorher. Dass Nähe gefährlich war. Ein trügerisches Versprechen.

Aber jetzt? Jetzt war da diese Ahnung, dass er nicht noch einmal schweigen durfte.

Sein Blick fiel auf die alte Postkarte, die seit Monaten unbeachtet an der Pinnwand hing. Darauf ein Zitat:
„Wenn du jemanden liebst, lass ihn frei. Kommt er zurück, gehört er dir vielleicht nie – aber du wirst wissen, dass es echt war.“

Er öffnete den Laptop erneut. Rief ihren Blog auf. Der Cursor blinkte im Kommentarfenster. Er tippte – und löschte. Atmete tief durch. Dann klickte er auf „Kontakt“. Eine E-Mail.

Er schrieb:

Isabella,
Ich habe deinen Beitrag gelesen. Vielleicht zehnmal. Ich weiß nicht, ob ich ein Recht habe, mich zu melden. Aber ich tue es trotzdem.


Du hast etwas in mir berührt, das ich lange versteckt habe. Und ja – ich hatte Angst. Vor dir, vor dem, was du in mir gesehen hast. Und davor, dass ich dir nicht geben kann, was du verdienst.
Aber ich sehe dich. Und ich vermisse dich.
S.

Er las sie ein letztes Mal. Zögerte. Dann klickte er auf „Senden“.

Zwischen Nacht und Morgen, in dieser schweigsamen Stunde, legte sich eine seltsame Leichtigkeit auf ihn. Es war keine Hoffnung, wie er sie kannte – eher ein leises Aufatmen, das in der Stille Raum bekam. Zum ersten Mal hatte er nicht den Impuls zu fliehen; zum ersten Mal blieb er einfach da.

Abspann

Wenn ein Satz hängen geblieben ist, wenn etwas in dir nachhallt, dann schreib es gern hier unten. Keine Pflicht. Nur, wenn du magst.

Das nächste Kapitel kommt nächsten Sonntag, wenn der Nebel noch tief hängt.

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Ein kleiner Bahnhof irgendwo in Galizien

Kapitel 24 – Der Weg zurück

Vorspann
Ein Jahr nach dem Abschied spürt Sergio noch immer die Stille, die Isabella hinterlassen hat. Während er sich einredet, frei zu sein, wächst in ihm eine Leere, die sich nicht abschütteln lässt.
Isabella hingegen kehrt zurück nach Galicien – an jenen kleinen, unscheinbaren Ort, der ihr zum ersten Mal echte Ruhe geschenkt hat. Und während sie die vertrauten Wege erneut betritt, spürt sie, dass sich etwas in ihr verändert hat. Vielleicht beginnt hier ein neuer Abschnitt. Vielleicht beginnt hier ihr eigenes Leben.

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Er redete sich ein, dass es vorbei war, dass er frei war. Doch irgendetwas fehlte. Vielleicht war es die Stille, die nach ihr geblieben war. In dieser Stille, zwischen den Stimmen, die ihn tagsüber umgaben und den Bildern, die er nachts betrachtete, spürte Sergio eine Leere, die sich nicht mit neuen Begegnungen oder flüchtigen Erfolgen füllen ließ. Es war, als ob jeder Tag ihn weiter von dem entfernte, was einmal Bedeutung gehabt hatte. Und während die Welt draußen unaufhaltsam weiterrollte, wurde ihm klar, dass die Erinnerungen zwar blass wurden, aber die Sehnsucht nach etwas Echtem, etwas Tiefem, mit jedem Sonnenuntergang leiser und zugleich stärker in ihm nachhallte. In solchen Momenten, wenn die Stadt im Dunkel versank und das Mondlicht durch die Fenster fiel, spürte er, dass die Geschichte mit Isabella nicht wirklich zu Ende war – nicht in seinen Gedanken, nicht in seinem Herzen. Er wusste, dass er sich noch nicht von dem verabschiedet hatte, was sie für ihn bedeutet hatte, auch wenn er es sich immer wieder einzureden versuchte.

Ein Jahr war vergangen, seit Isabella den Flieger aus Santiago zurück nach Deutschland genommen hatte. Jetzt stand sie wieder dort – auf dem Bahnsteig eines kleinen, sonnenbeschienenen Bahnhofs irgendwo in Galicien. Der Zug war weitergerollt, das metallische Rattern verklang, doch in der Stille hallte noch ein leises Echo nach. Um sie herum nur goldenes Licht, das durch die frisch ergrünten Bäume fiel, der Duft von feuchtem Moos und warmer Erde, vermischt mit einem Hauch von wildem Ginster. In der Ferne zirpten Grillen; ein einzelner Vogel stimmte sein Lied an, während ein schwacher Wind die Blätter rascheln ließ. Die erste Ahnung von Sommer lag in der Luft – nicht nur als Wärme auf der Haut, sondern als ein Versprechen, das jedes Geräusch, jeder Geruch begleiteten. In diesem Moment spürte Isabella eine eigentümliche Ruhe, aber auch ein leises Kribbeln unter der Oberfläche: Was hatte sich in diesem Jahr verändert? Und warum war sie zurückgekehrt?

Und so betrat sie den kleinen Bahnhofsvorplatz, spürte den festen Boden unter den Sohlen und sah, wie das Licht des Nachmittags lange Schatten auf das Pflaster warf. Es war nicht mehr das Gefühl, irgendwo anzukommen, sondern das stille Wissen, angekommen zu sein – in diesem Moment, an diesem Ort, mit sich selbst. Die Stimmen und Geräusche des Dorfes umgaben sie wie ein leiser Chor, vertraut, aber nicht vereinnahmend. Sie blickte auf, sah die Kastanienbäume, das Leben, das weiterging, und merkte, wie sich in ihr eine leise Zuversicht ausbreitete, dass all das, was gewesen war, nun Teil von ihr war – nicht als Last, sondern als Stärke. Der kleine Ort, zu dem sie zurückgekehrt war, war unscheinbar. Ein paar Häuser mit verblassten Fassaden, ein Café, ein Tabakladen, zwei knorrige Kastanienbäume am Kirchplatz. Nichts Besonderes – und doch genau das Richtige. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee mischte sich mit dem süßen Moder des Erdbodens, während von irgendwoher das dumpfe Klacken einer Tür und das Murmeln der Dorfbewohner durch die Luft drang. In diesem Moment, weit weg von Gelsenkirchen, von Excel-Tabellen, Neonlicht und ewiger Wiederholung, hatte sich zum ersten Mal in ihr eine leise Hoffnung auf ein anderes Leben geregt, die sie seitdem nicht mehr losließ.

Sie kannte diesen Ort vom letzten Jahr. Sie war nach der Trennung von Sergio hierhergekommen, ziellos, müde, leer. Damals war alles neu gewesen, fremd und beängstigend. Aber hier hatte sie sich zum ersten Mal getraut, allein zu sein – wirklich allein, nicht einsam. Sie hatte die Namen der Straßenschilder gelernt, das Brotmuster beim Bäcker erkannt, hatte mit Händen und Lächeln kommuniziert. Sie war langsam in das Leben eingetaucht, das leise war, aber echt.

Und jetzt – jetzt kehrte sie zurück. Nicht auf der Flucht. Nicht als Suchende. Sondern als jemand, der gewählt hatte, wohin sie gehören wollte.

Die kleine Pension, in der sie gewohnt hatte, lag noch immer am Ende der holprigen Gasse. Die Inhaberin, Señora Lucinda, erinnerte sich an sie. „Ah, la alemana tranquila – die ruhige Deutsche“, hatte sie beim Empfang gelächelt. Isabella lachte, als sie das hörte. Ja, damals war sie still gewesen. Heute war sie noch immer leise – aber mit innerer Stimme.

Sie bezog das gleiche Zimmer, öffnete die Fensterläden und atmete tief ein. Draußen raschelten die Blätter, in der Ferne bellte ein Hund, und irgendwo, ganz zart, mischte sich ein vertrauter Geruch in die Luft – feuchte Erde, Moos, Wald. Die Luft strich kühl über ihre Haut, vermischt mit einer Spur milder Frühlingswärme, während das goldene Licht der tiefstehenden Sonne durch die Fenster fiel und sanfte Muster auf den Holzboden warf. Ein Gefühl von Heimat durchströmte sie, als sie den vertrauten Duft wahrnahm. Für einen Moment schienen die Farben des Raumes intensiver, das Licht lebendig; alles war zugleich neu und bekannt, und sie spürte, wie Ruhe und ein leises Glück sich in ihr ausbreiteten.

Am Abend machte sie sich auf den Weg. Nicht aus Abenteuerlust. Sondern weil etwas in ihr wusste, wohin die Füße wollten. Der alte Pfad begann hinter der Kirche, dort, wo der Asphalt endete, und das grüne Dickicht begann. Es war derselbe Weg, den sie im Traum so oft gegangen war. Kühle Feuchtigkeit hing in der Luft, leicht und durchscheinend, als würde die Landschaft selbst atmen.

Sie betrat den Weg, der Kies knirschte unter ihren Schuhen, und jedes Geräusch war so klar, dass es fast wie Musik wirkte.

In diesem Moment war da kein Ziel. Kein Plan. Kein Sergio.

Nur sie.
Und der Weg.
Und das stille Gefühl, dass alles noch möglich war.

Abspann
Zwischen alten Wegen und neuen Entscheidungen findet Isabella einen Ort wieder, der längst Teil von ihr geworden ist. Und während Sergio noch versucht, die Stille in sich zu verstehen, beginnt sie, ihr Leben mit eigenen Schritten zu füllen.
Vielleicht kreuzen sich ihre Wege eines Tages erneut. Vielleicht gehen sie weiter auseinander.
Aber für diesen Moment zählt nur eines: Beide bewegen sich – jeder auf seinem eigenen Pfad.

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Kapitel 23 – Lebenswege

Vorspann

Sergio verliert sich im Nebel von Oviedo, Isabella findet neue Klarheit in Gelsenkirchen. Dieses Kapitel zeigt, wie unterschiedlich zwei Menschen nach dem selben Abschied weitergehen – und wie Veränderungen manchmal im Stillen beginnen.

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Sergio schloss die Tür des Apartments in Oviedo mit einem dumpfen Laut. Draußen färbte sich der Himmel über Asturien rosa und grau – diese Art von Licht, die jeden Abschied noch schärfer wirken ließ. Isabella war fort. Er war geblieben. Und jetzt war alles still.

Er ließ den Rucksack an der Wand fallen, zog sich den Hoodie über den Kopf und warf ihn achtlos auf das Bett. Seine Kamera lag noch auf dem Tisch, die Linse nach unten gekippt, als hätte sie sich vor etwas verschließen wollen. Der Laptop daneben war noch offen, ein halbfertiger Blogbeitrag im Entwurf. Die letzten Worte flimmerten am unteren Rand des Bildschirms – “… und manchmal verlieren wir uns, obwohl wir glauben, endlich angekommen zu sein.”

Er starrte darauf, aber er las nicht mehr. Stattdessen ging er auf den Balkon, trat barfuß auf die kalten Fliesen. Unten rauschte die Straße, irgendwo rief ein Kind. Leben. Aber in ihm war nur ein Echo.

Er hätte sie halten sollen.
Vielleicht.
Vielleicht nicht.

Denn wie sollte man etwas festhalten, wenn man sich selbst nicht begreifen konnte?

Isabella hatte ihn gesehen. Mehr als jede andere zuvor. Und das machte es unerträglich. Ihre Worte beim Abschied klangen noch immer in ihm nach, sanft, aber unerbittlich: “Du bist immer nur auf dem Sprung. Und irgendwann ist niemand mehr da, der wartet.”

Er hatte nichts erwidert. Nur geschwiegen. Nicht aus Arroganz, sondern aus Angst. Angst davor, dass sie recht hatte.

In der Nacht war er lange wach geblieben. Hatte durch ihr altes Skizzenbuch geblättert, das sie aus Versehen bei ihm vergessen hatte. Kleine Aquarelle, einfache Linien – Szenen aus Spanien, aus ihrer Reise. Ein Pfad im Nebel. Ein Marktplatz. Und einmal: er selbst, inmitten von Grün, halb von Moos verdeckt. Sie war keine talentierte Malerin, aber authentisch.

Sein Herz zog sich zusammen, als er die Zeichnung betrachtete. Wie konnte jemand ihn so sehen – und trotzdem gehen? Oder war es eher: Wie konnte er sich so zeigen – und sie dann nicht festhalten?

Er lehnte sich an das kalte Balkongeländer und sog die feuchte Luft ein. Für einen Moment schien es, als könnte er den Nebel mit den Händen greifen, als wäre es möglich, alles Schwere einfach fortzupusten. Doch unter der Oberfläche blieb die Leere. In seinem Kopf liefen die Erinnerungen wie ein Film in Endlosschleife: gemeinsame Abende am Fluss, Isabellas Lachen, ihr entschlossener Blick, wenn sie Pläne schmiedete. Er fragte sich, ob sie jetzt, in diesem Augenblick, auch an ihn dachte – oder ob sie bereits weitergezogen war, so leicht und selbstverständlich, wie sie es immer behauptet hatte. Trotzdem klammerte er sich an die Hoffnung, dass manche Fäden nicht so schnell reißen, selbst wenn sie dünn geworden sind.

Er ging wieder hinein, machte sich einen starken Kaffee, obwohl es längst Mitternacht war. Am Fenster sah er sein eigenes Spiegelbild. Blass. Müde. Und doch war da etwas in seinem Blick, das er lange nicht gesehen hatte: Verantwortung. Nicht nur für das, was war. Sondern auch für das, was hätte sein können.

Mit dem ersten Schluck Kaffee spürte Sergio, wie sich die Bitternis auf seiner Zunge ausbreitete und ihn wach hielt, während der Tag längst verschwunden war. Er blieb am Fenster stehen, betrachtete die dunklen Silhouetten der Dächer, bis der Gedanke an Isabella langsam verblasste und Platz machte für eine neue Klarheit. Vielleicht war dies der Moment, in dem er sich eingestand, dass Abschiede nicht immer das Ende bedeuten, sondern auch den Anfang von etwas Eigenem. Nach einer Weile setzte er sich an den Laptop. Öffnete ein neues Dokument.

Diesmal schrieb er nicht über Wanderwege. Nicht über Ruinen oder Geschichten von Vermissten. Diesmal schrieb er über sie. Über Isabella. Und über das, was sie in ihm wachgerufen hatte.

Er veröffentlichte es nicht. Noch nicht. Stattdessen öffnete er ihren kleinen Blog, den sie kurz vor der Rückreise eingerichtet hatte. Neue Fotos. Ein paar Texte. Ihr Tonfall war leiser geworden, konzentrierter. Reifer. Sie sprach nicht über ihn. Und doch war er in jeder Zeile spürbar.

Er klickte auf „Folgen“.
Und dann schrieb er ihr. Keine langen Sätze. Kein Pathos.

Nur:
„Bleib auf deinem Weg.“

Dann schaltete er den Computer aus.
Der Morgen dämmerte, Nebel kroch durch die Straßen.
Vielleicht würde er ihn diesmal nicht meiden.
Vielleicht würde er ihm folgen.

Die Rückkehr nach Gelsenkirchen war unspektakulär. Niemand fragte, wie es gewesen war. Auf dem Schreibtisch stapelten sich Anträge, im Kühlschrank stand noch die alte Marmelade. Nur Isabella selbst war nicht mehr dieselbe.

Sie begann, Spanisch zu lernen – richtig, mit Lehrbuch, Grammatik und Hausaufgaben. Nach Feierabend saß sie zwischen anderen Neuanfängern in einem Volkshochschulraum, während draußen die Straßenbahn klingelte.

Die vertraute Umgebung war zwar geblieben, doch alles fühlte sich anders an. Isabella bemerkte, wie viel sie in den vergangenen Monaten über sich selbst gelernt hatte – über ihre Fähigkeit, sich an fremde Orte anzupassen, über die Kraft, auch ohne klare Antworten weiterzugehen. Sie stellte fest, dass Heimat manchmal weniger ein Ort als ein Gefühl war, das ganz leise in ihr wuchs, sobald sie den Erwartungen anderer nicht mehr hinterherlief. In den ersten Tagen nach ihrer Rückkehr spürte sie oft eine Mischung aus Unsicherheit und Freiheit, als würde sie einen alten Mantel ablegen und noch nicht wissen, was sie anziehen wollte.

Das Lernen tat ihr gut. Es war, als würde sie sich ein Stück ihrer Reise zurückholen, ohne fortzumüssen.

An den Wochenenden renovierte sie ihre Wohnung. Die dunklen Vorhänge verschwanden, an ihre Stelle kamen helle Stoffe, durch die die Sonnenstrahlen tanzten, und überall standen Pflanzen, deren Blätter sich dem Licht entgegenstreckten. Der Duft frischer Erde mischte sich mit der Morgenluft und erfüllte den Raum mit einer leisen Hoffnung. Auch sie selbst veränderte sich: Neue Kleidung, kürzere Haare, ein anderer Blick im Spiegel – keine Kopie mehr von jemand anderem. Mit jedem neuen Morgen spürte sie mehr, wie sie sich selbst näherkam und die Unsicherheit langsam wich.

Nur der Job blieb. Oft dachte sie daran zu kündigen. Doch jedes Mal, wenn sie die Tür zum Büro öffnete, war da dieses dumpfe Ziehen in ihrer Brust – als würde eine unsichtbare Hand sie zurückhalten. Angst vor dem Nichts? Trotz? Beides, vielleicht. Also blieb sie. Machte weiter. Lachte manchmal sogar.

Der Herbst und dann der Winter kam und ging. Im Frühjahr, als die ersten Magnolienknospen aufplatzten, begann sie über Spanien nachzudenken.

Manchmal, wenn sie abends am Fenster saß und die letzten Sonnenstrahlen auf die frisch gestrichenen Wände fielen, dachte Isabella an all die kleinen Veränderungen, die sich fast unmerklich in ihren Alltag eingeschlichen hatten. Es war nicht nur die neue Sprache oder die renovierte Wohnung, sondern auch diese stille Entschlossenheit in ihr, die sie zuvor nie so deutlich gespürt hatte. Zwischen alten Routinen und neuen Gewohnheiten begann sie, sich selbst zu vertrauen – mehr, als sie es je für möglich gehalten hätte.

Nicht wegen Sergio, sagte sie sich, sondern wegen sich selbst.
Sie glaubte es fast.

Während Isabella sich Schritt für Schritt ein neues Leben aufbaute und mit jedem Tag ein wenig mehr Zuversicht gewann, glitt Sergio zurück in sein altes Leben – doch das kam ihm inzwischen vor wie eine bröckelnde Fassade, deren Farbe er jeden Morgen mühsam neu auftragen musste, obwohl darunter schon die ersten Risse und abgeplatzten Stellen sichtbar wurden. Die ständige Anstrengung, diese Oberfläche aufrechtzuerhalten, ließ in ihm eine Müdigkeit wachsen, die er nicht abschütteln konnte.

Er drehte wieder Videos, postete Bilder, flog zu Veranstaltungen, auf denen man ihn umwarb wie ein Produkt. Die Likes kamen, die Sponsoren zahlten, doch der Glanz war stumpf geworden.
Manchmal stand er vor der Kamera und wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Dann lächelte er einfach – dieses perfekte, leere Lächeln, das er sich antrainiert hatte.

So vergingen die Tage, gefüllt mit Auftritten, Selfies und einem Lärm, der kaum noch zu ihm gehörte. Die Wohnung war voller Stimmen, doch in seinem Inneren wurde es immer stiller. Erst spät, wenn das letzte Lachen verklungen war und die Tür ins Schloss fiel, spürte Sergio, wie eine schleichende Leere in ihm wuchs – ein Raum, in dem Erinnerungen wie Schatten an den Wänden tanzten. Er griff dann oft nach dem Skizzenbuch, das er aus Oviedo mitgebracht hatte, und ließ die Finger über die Seiten gleiten, als könnte er so die Zeit zurückdrehen. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er das Handy in die Hand nahm, weil er gehofft hatte, eine Nachricht von Isabella zu finden. Doch die Welt draußen drehte sich weiter: Freunde kamen, verschwanden, neue Gesichter tauchten auf. Das Leben lief wie ein endloser Werbespot. Nur nachts, wenn die Stadt zur Ruhe kam, saß er auf dem Balkon, das Handy in der Hand, scrollte durch alte Aufnahmen: der Waldpfad, das Restaurant, ihr Lachen. Er hatte Isabellas Skizzenbuch aus Oviedo mit nach Madrid genommen. Es lag mit ausgedruckten Fotos im Regal.

Abspann

Manchmal verändern sich Wege, ohne dass man es im ersten Moment bemerkt. Isabella und Sergio gehen jeder für sich weiter – in unterschiedlichem Tempo, mit eigenen Fragen und leisen Hoffnungen. Wohin ihre Schritte führen, zeigt sich erst mit der Zeit.

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Die Kapelle von Sanluz de Montarroyo im romanischen Stil

800 Jahre Sanluz de Montarroyo

Die Kapelle von Sanluz

Der schmale Pfad windet sich langsam und sanft zwischen den uralten, knorrigen Olivenbäumen hinauf, kaum breiter als ein einzelner Schritt. Die Sonne steht tief am Himmel, wirft flaches, warmes Licht über die sanften Hügel und taucht die Landschaft in ein goldenes, friedvolles Glühen. In der Ferne ertönt das leise Läuten einer Glocke, zart und kaum hörbar, mehr im Herzen spürbar als in der Luft wahrnehmbar.

Ganz oben auf dem Hügel thront die kleine, schlichte Kapelle von Sanluz de Montarroyo, mit ihren Mauern aus hellem, warmem Sandstein und einem sanft abgerundeten Bogen aus rotem Ziegel, der von Wind und Zeit behutsam geglättet und weichgeschliffen wurde.
Zwischen den alten, abgenutzten Stufen wachsen ein paar wilde Kräuter, die sich trotzig ihren Platz erobert haben. Der sanfte Wind trägt den intensiven Duft von frischer, feuchter Erde mit sich, vermischt mit einem Hauch von etwas Vergangenem, das an eine längst verlorene Erinnerung erinnert und tief im Inneren berührt.

Drinnen herrscht eine angenehme Kühle, die den Raum auf eine beruhigende Weise durchdringt. Das Licht fällt sanft durch ein schmales Fenster und trifft auf den kalten Steinboden, als würde es dort etwas Vertrautes oder Verborgenes suchen, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden.
Es gibt keinen Prunk und keinen Schmuck, nichts, was den Blick ablenkt – nur das leise Echo der Menschen, die hier vor vielen Jahrhunderten dasselbe taten: zur Ruhe kommen und still werden.
Manchmal ist genau das alles, was man braucht, um Frieden zu finden.

Isabella sitzt auf dem Sofa im spärlich beleuchteten Wohnzimmer. Sie hat die Hände vors Gesicht geschlagen und weint.

Kapitel 22 – Auf der Kippe

Vorspann

Manchmal kippt ein Moment, und nichts ist mehr, wie es war.
Sergio will weiter, Isabella will bleiben – zwei Richtungen, ein stiller Bruch in der Nacht.
Was bleibt, wenn die Wege sich trennen und die Stille lauter ist als jedes Wort?

Hier geht es zurück zu Kapitel 21 – Ein Stück Heimat

Akt IV

Auf der Kippe

Es war ein dieser Momente, die still und doch tief wie ein Riss durch die Luft gingen. Der Abend hatte bereits seine Kühle über die kleine Stadt gelegt, die Gassen waren von den letzten Touristen befreit und das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich auf dem nassen Asphalt. Sergio und Isabella gingen nebeneinander, doch es war, als würde eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen stehen.

„Ich habe die Flüge gebucht“, sagte Sergio plötzlich, ohne Isabella anzusehen. „Wir fliegen nach Madrid. Ich möchte weiterreisen. Ich kann hier nicht bleiben, nicht jetzt.“

Isabella hielt abrupt an, ihre Hand ballte sich zu einer Faust, die sie an ihre Seite presste. „Und was ist mit uns? Was ist mit dem, was wir hier haben? Wir haben so viel Zeit miteinander verbracht, und jetzt soll alles einfach vorbei sein?“

Sergio drehte sich zu ihr, seine Augen verfinsterten sich. „Du verstehst es nicht. Ich kann hier nicht bleiben. Ich muss weiter. Es geht nicht nur um diese Reise oder um meine Familie. Es geht um alles. Ich finde nicht, was ich suche, wenn ich immer an einem Ort bleibe.“

Isabella fühlte, wie sich ein scharfer Schmerz in ihrer Brust ausbreitete, als hätte sie etwas verloren, bevor sie es wirklich hatte. Sie trat einen Schritt zurück, als wollte sie den Abstand zwischen ihnen, der sich plötzlich so groß anfühlte, überbrücken. „Und was ist mit mir? Was ist mit uns? Du bist die ganze Zeit hier – warum kannst du nicht einfach bleiben, um herauszufinden, was du wirklich willst?“

Sergio seufzte, seine Schultern sanken leicht nach unten, als würde der Druck auf ihm zunehmen. „Es ist nicht so einfach, Isabella. Du weißt nicht, was es heißt, ständig auf der Suche zu sein. Du verstehst es nicht. Du hast deine Wohnung, deinen Job, deine Sicherheit. Aber was, wenn ich das nicht will? Was, wenn ich nie wirklich weiß, wo ich hingehöre?“

„Und ich weiß nicht, was es heißt, auf der Suche zu sein?“ Isabella lachte bitter. „Weißt du, was ich suche? Ein bisschen von dem, was du gefunden hast. Diese Leichtigkeit, diese Freiheit, die du in dir trägst. Aber das bedeutet nicht, dass ich dir nachfolgen will, ohne zu wissen, wohin wir gehen!“

Sie trat einen Schritt näher an ihn heran, die Wut und Enttäuschung in ihrer Stimme. „Du hast mich mitgenommen, aber du bist nie wirklich da. Immer unterwegs, immer auf der Flucht. Ich will wissen, was das für uns bedeutet. Aber du bist schon wieder bereit, weiterzugehen.“

Sergio starrte sie einen Moment lang an, als wäre er unschlüssig, was er sagen sollte. Dann legte er die Hände in die Taschen seiner Jacke. „Du verstehst das alles falsch. Ich… ich will nicht fliehen. Aber ich kann nicht stillstehen. Ich muss weitermachen. Ich kann mich nicht mit weniger zufrieden geben. Ich kann nicht hierbleiben, nur weil du es dir wünschst.“

Isabella biss sich auf die Lippen. Ihre Augen brannten, und sie spürte, wie ein Kloß in ihrem Hals wuchs. „Ich will nicht, dass du bleibst, weil du es mir schuldig bist“, sagte sie leise. „Aber ich dachte, vielleicht… vielleicht gibt es einen Ort, an dem wir beide bleiben können. An dem du nicht immer weiterziehen musst.“

Sergio senkte den Blick, und der Schmerz in seinen Augen war unverkennbar. „Ich weiß nicht, Isabella. Ich weiß nicht, was ich will. Und ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll. Aber ich kann nicht so tun, als ob alles einfach perfekt ist. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich hierbleibe.“

Der Moment schien zu verharren, als könnte keine der beiden eine Entscheidung treffen. Isabella drehte sich langsam um und begann zu gehen, ohne ein weiteres Wort. Sergio blieb zurück, der Klang ihrer Schritte hallte in der Dunkelheit wider, als ob er sie in einem leeren Raum hinter sich ließ.

Während sie durch die Straßen ging, wusste Isabella nicht, ob sie weinen oder schreien sollte. Die Leere, die sie fühlte, war mehr als nur der Verlust eines Moments – es war der Verlust einer Verbindung, die sie zu finden geglaubt hatte. Sie hatte geglaubt, dass sie Teil von Sergios Welt werden konnte, dass sie für einen Augenblick in seine Suche eintauchen und sich an seiner Seite finden könnte. Doch jetzt schien alles fraglich, als wäre der Weg, den sie mit ihm gegangen war, plötzlich unsicher.

Sie wusste, dass sie nicht nachgeben konnte. Sie konnte nicht den Rest ihrer eigenen Suche aufgeben, nur um ihm zu folgen. Aber es tat weh, die Distanz zwischen ihnen zu spüren. Eine Distanz, die nie ganz überbrückt werden konnte.

Rückkehr

Isabellas Schlüssel klickte leise im Schloss, als sie die Wohnungstür aufstieß. Es war spät, die Luft draußen kühl, der Himmel bleiern und schwer, als hätte der Frühling Spanien zurückgelassen. Die vertraute Stille schlug ihr entgegen, so fest und endgültig wie eine geschlossene Tür.

Drinnen roch es nach Staub und abgestandener Luft. Die Möbel standen noch genau wie vorher – das schmale Sofa unter dem Fenster, der kleine Tisch, der einst makellos gewischt war, und die Bücherregale, deren Ordnung sie früher beruhigt hatte. Jetzt wirkte alles fremd, ausgeleuchtet von einem trüben Dämmerlicht, das durch die Vorhänge sickerte. Die Wohnung war nicht mehr ein sicherer Ort, sondern eine Kulisse, in der die Zeit stillgestanden hatte, während sie fort gewesen war.

Sie ließ den Koffer im Flur stehen und ging langsam ins Wohnzimmer. Ihre Schritte klangen dumpf auf dem Laminat. Mit zittrigen Fingern zog sie ihren Mantel aus, ließ ihn achtlos über die Sessellehne fallen. Dann setzte sie sich auf das Sofa, genau dorthin, wo sie vor Monaten zum ersten Mal auf Sergios Blog gestoßen war. Es fühlte sich an wie das Leben einer anderen Frau.

Ein Kloß schnürte ihr die Kehle zu. Es war nicht nur der Schmerz der Trennung, nicht nur die Enttäuschung über seine Unfähigkeit, zu bleiben. Es war die Erkenntnis, dass sie sich geöffnet hatte – mehr, als sie je für möglich gehalten hätte – und dass er es nicht hatte halten können. Sie hatte geglaubt, sie wären gemeinsam an einem Wendepunkt. Stattdessen hatte er wieder die Flucht ergriffen, während sie zum ersten Mal bereit gewesen war, zu bleiben.

Der Rückflug war ein Nebel aus Leere gewesen. Keine Tränen im Flugzeug, keine Musik im Ohr, keine Gedanken, die klar werden wollten. Nur das Dröhnen der Turbinen und das langsame Sinken ihrer Hoffnung. Jetzt erst, zurück in diesem sterilen, aufgeräumten Zuhause, ließ die Fassade nach.

Sie weinte nicht sofort. Zuerst war da nur das Dröhnen im Kopf, das Kratzen in der Kehle, das starre Sitzen, während draußen ein Auto vorbeifuhr, dann noch eins. Geräusche, die früher nichts bedeuteten, taten plötzlich weh. Erst als sie in die Küche ging, um sich mechanisch ein Glas Wasser einzuschenken, zitterten ihre Hände. Das Glas fiel in die Spüle und zerschellte mit einem leisen Klang – gerade laut genug, um etwas in ihr zu brechen.

Und dann kamen die Tränen. Laut, ungefiltert, wild. Sie sank an den Küchenschrank, ließ sich auf den kalten Fliesenboden gleiten und presste das Gesicht in die Hände. Sie schluchzte wie jemand, der etwas verloren hat, das mehr war als eine Person – vielleicht ein Teil von sich selbst.

Denn das war es: Sie hatte geglaubt, dass diese Reise sie zu einem neuen Leben führen würde. Dass sie mit Sergio nicht nur einen Mann gefunden hatte, sondern auch eine andere Version ihrer selbst – mutiger, wärmer, lebendiger. Und jetzt? Jetzt war sie allein, und die Angst kehrte zurück. Die Angst, dass es vielleicht doch nur ein Traum gewesen war. Eine vorübergehende Flucht.

Stunden später lag sie auf dem Sofa, die Augen rot, der Körper leer. Sie wusste, dass der Schmerz nicht sofort vergehen würde. Vielleicht nie ganz. Aber sie wusste auch, dass sie sich verändert hatte – und dass dieser Schmerz der Preis dafür war.

Sie blickte zur Decke. Sie war zurück. Aber sie war nicht mehr dieselbe.
Und irgendwo, tief unter dem Schmerz, war noch etwas anderes. Etwas, das leise brannte. Ein kleines, trotziges Licht. Nicht Hoffnung – noch nicht. Aber vielleicht: ein Anfang.

Abspann

Isabella kehrt zurück in ihr altes Leben – äußerlich unverändert, innerlich verwandelt.
Zwischen den Rissen des Verlusts beginnt etwas Neues zu glimmen: kein Trost, keine Hoffnung, nur das zarte Wissen, dass Schmerz auch ein Anfang sein kann.

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