📖 Vorspann:
„Ein letzter Kaffee im Büro, ein ehrliches Lächeln, dann der Sprung ins Ungewisse. Isabella steigt ins Flugzeug – und zum ersten Mal beginnt ihre Reise wirklich.“
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Kapitel 13
Isabella lehnte sich zurück. Ein stilles Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Es war kein großer Triumph. Niemand hatte applaudiert, niemand hatte es bemerkt. Aber in ihr war etwas in Bewegung geraten. Kein Traum mehr, keine bloße Sehnsucht – sondern ein erster Schritt.
In zwei Monaten würde sie zum ersten Mal allein reisen. Nach Spanien. Nicht zu Sergio, nicht zu einem Ziel, das schon feststand – sondern auf einen Weg, der endlich ihr eigener war.
Abschied in der Kaffeeküche
Der letzte Arbeitstag vor dem Urlaub war überraschend still. Keine Überraschungen, keine Katastrophen, nur das leise Surren der Klimaanlage und das Tippen der Tastaturen. Isabella hatte die Stunden gezählt, nicht weil sie sich langweilte, sondern weil etwas Neues zum Greifen nah war.
In der Kaffeeküche goss sie sich ein letztes Mal für die Woche einen Becher Filterkaffee ein, als Daniela hereinkam. Die Kollegin, mit der sie sich in den letzten Monaten zaghaft angefreundet hatte – über Mittagspausen, geteilte Blicke im Büro, kleine Gespräche über Reisen und Bücher.
„Du siehst anders aus und das liegt nicht nur an deiner Frisur.“, sagte Daniela mit einem prüfenden Blick. „Irgendwie… heller.“
Isabella musste lachen. „Vielleicht liegt’s am Kaffee.“
„Du hast doch Urlaub, oder? Wohin geht’s?“
Isabella zögerte. Sie hatte niemandem genau erzählt, was sie plante. Nicht aus Geheimniskrämerei, sondern weil es sich so fragil angefühlt hatte, wie etwas, das zerbrechen könnte, wenn man zu früh darüber sprach.
Aber jetzt nickte sie.
„Spanien. Zwei Wochen.“
„Allein?“, fragte Daniela überrascht, aber ohne Spott.
„Ja.“ Isabella blickte in ihre Tasse, dann zu Daniela. „Ich muss etwas herausfinden.“
Daniela nickte langsam, als würde sie verstehen, auch wenn sie keine Fragen stellte. „Na dann… ich hoffe, du findest es.“
Ein Lächeln. Ein ehrlicher Moment zwischen zwei Frauen, die beide mehr zu fühlen schienen, als sie aussprachen.
„Pass auf dich auf“, sagte Daniela.
„Mach ich“, antwortete Isabella. Und innerlich fügte sie hinzu: Endlich.
Über den Wolken
Der Flughafen war laut und überfüllt, das Neonlicht grell und unbarmherzig. Menschen hetzten mit Rollkoffern über die glänzenden Böden, Ansagen hallten über Lautsprecher, Stimmen in vielen Sprachen, von fernes Leben, die sich kreuzten und wieder verloren.
Isabella saß am Gate, den Rucksack auf dem Schoß, das Ticket fest in der Hand. Ihre Finger zitterten leicht, obwohl sie es sich nicht eingestehen wollte. Auf dem Bildschirm über ihr stand: Flug EW2516 – Düsseldorf nach Santander – pünktlich.
Zum ersten Mal in ihrem Leben flog sie allein.
Ihr Herz klopfte wie bei einer Prüfung, deren Fragen sie nicht kannte. Was mache ich da eigentlich? flüsterte eine Stimme in ihr. Du gehörst hier nicht hin. Doch sie dachte auch an die Zeilen aus Sergios letztem Blogbeitrag. An den nebligen Pfad, an das Kind, das durch den Wald ging, an das Verschwinden seines Urgroßvaters, das ihn nie losgelassen hatte.
Jetzt verstand sie diesen Nebel ein wenig besser. Angst war nicht das Ende, sondern vielleicht der Anfang.
Als sie durch den Gang zum Flugzeug ging, spürte sie, wie ihr Magen sich zusammenzog. Die letzten Monate blitzten auf wie ein innerer Film: das Büro, die Tränen in der Nacht, das heimliche Spanischlernen, der erste Kommentar, der Traum im Nebel.
Dann hob das Flugzeug ab. Düsseldorf wurde kleiner, die Straßen zu Linien, die Häuser zu Schachteln, und bald verschluckten die Wolken alles.
Isabella blickte aus dem Fenster. Ihr Puls ging schneller, während die Turbinen dröhnten. Sie hatte keine Ahnung, was sie erwartete. Aber da war dieses Gefühl – eine zarte Mischung aus Hoffnung und Angst.
Sie atmete tief ein. Ich bin unterwegs.
📎 Abspann:
„Manchmal ist ein Flug mehr als ein Flug – er ist das Versprechen, dass das Alte unten bleibt.“
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